Krumbach an der Grenze 6 – vom Hohlweg aus

Gottfried Tschöp:
Krumbach an der Grenze – Bericht über einen „ausgefallenen“ Grenzgang

Wenig zufällig findet in diesem Hohlweg unser Weg auf den Spuren der Krumbacher Gemarkung seine Fortsetzung.

Es ist somit davon auszugehen, dass im Gegensatz zu heute, eine direkte, geschweige denn offene Straße zwischen Krumbach und Fellingshausen bis dahin nicht bestanden haben kann.

Kurioser Weise endet das Krumbacher Gebiet daher schon vor dem heutigen „Krumbacher Kreuz“.
Dieses befindet sich nämlich, wie die Bushaltestelle am Straßenrand korrekt angibt, auf Fellingshäuser Gebiet!

Abbildung 15: Freier Blick zum Gleiberg am
Krumbacher Kreuz
Abbildung 16: Haltestelle
„Fellingshausen Dünsberg“

Für Ortsunkundige drängt sich die Vermutung auf, „Krumbach“ liege im Tal, mindestens jedoch nördlich der über das Isselscheid führenden Straße nach Frankenbach.
Das stimmt so aber nicht, ein Blick auf die Karte legt sogar den gegenteiligen Eindruck nahe!
Verläuft nämlich die bisher zurückgelegte Strecke unseres Grenzgangs noch durchaus auf Passagen mit Blickkontakt auf das heutige Dorf, so befinden wir uns jetzt nicht nur am nördlichen Dünsbergrand, sondern
müssten, um dem genauen Grenzverlauf folgen zu wollen, bald zu einem beträchtlichen Teil über wenig bis gar nicht mehr trassierte Pfade durch den nördlichen Dünsberg-Forst streifen oder vorsichtshalber den Umweg über befestigte Wald- und Wanderwege in Kauf nehmen.

Es erscheint daher sinnvoll, den weiteren Gemarkungsverlauf bis über die sogenannte „Isselscheids Kurve“ hinaus anhand der Topographischen Karte grob zu skizzieren.
Vor Ort selbst muss man sich nämlich auf recht bergiges Gelände einstellen, manchmal sogar an einem
Wasserlauf entlanghangeln. Je nach individuellem Anspruch erfährt der Grenzgang in der Natur nun also eine mehr gesundheitsfördernde oder stärker sportlich-anspruchsvolle Note.

Abbildung 17: Hohlweg als Rest des alten Fahrweges

Zunächst folgen wir dem in südwestlicher
Richtung führenden Hohlweg,
bis dieser am Waldrand durch Ackerflächen
auf der rechten Seite der heutigen Kreisstraße
nach Frankenbach verschwindet.
Ein kleiner Rest der alten Wegführung befindet
sich noch in einem verbliebenen Wäldchen,
bei dem die Gemarkungsgrenze die Straße
überquert.

Wir befinden uns im Bereich des „Junkerwaldes“, dem unteren Teil der beträchtlichen südwestlichen Ausbuchtung der Krumbacher Gemarkung zum Dünsberg hin.

Abbildung 18: Grenzstein im Hohlweg zum
Junkerwald
Abbildung 19: Ausgang Junkerwald nach Norden

Wieweit diese Flurbezeichnung wirklich auf ein vormaliges herrschaftliches Jagdgebiet hindeutet, kann vielleicht dadurch bewiesen werden, dass sich in dem Wald links der Straße, gleichzeitig einer Fortführung des zuvor unterbrochenen Hohlweges, noch Grenzsteine befinden, die mit den Initialen „LL“ („Landgraf
Ludwig“) versehen sind und damit fürstliche Reservatrechte bis mindestens 1806 kennzeichnen, jedoch nicht die Krumbacher Gemarkungsgrenze abbilden.
Diese verläuft vielmehr bergauf am Rand des Fellingshäuser Distrikts „Auf der Hute“ nach Passieren einer am Waldeingang befindlichen Schranke kontinuierlich in südwestlicher Richtung, überschreitet sogar den vom Parkplatz beim rekonstruierten Keltentor zum Dünsberg führenden asphaltierten Weg, folgt dann dem jüngst für Mountainbiker gekennzeichneten Pfad und ändert erst mit Erreichen der Böschung vor dem ersten Ringwall in der Nähe des Schulborns wieder ihre Richtung nach Nordwesten.

Abbildung 20: Grenzstein unterhalb des ersten Ringwalls

In dieser „Käswald“ genannten Flur
verläuft nach links abzweigend, quer über
den Kamm des Dünsbergs, die
Gemarkungsgrenze zwischen
Fellingshausen und Königsberg, mit dem
auch Krumbach, nun dem sich bald zu
einem tief in den Waldboden
eingeschnittenen Bach verbreiternden
Wasserlauf wieder bergab folgend, für
einige hundert Meter eine gemeinsame
Grenze gehabt hat.

Ein weiterer, oberhalb einmündender Zulauf vom Dünsberg Nordwesthang, der sich ebenfalls tief in
das Gelände eingegraben hat, markiert dann schon die Grenze zwischen Königsberg und Frankenbach, dem
Nachbarn, an den sich ab jetzt wieder bis zum Ausgangspunkt des Grenzganges das Krumbacher Gebiet anschließt.

Dazu muss man die nun zur „Schlucht“ werdende Senke bei der Kehre des ausgebauten
Forstweges unterhalb der Schluchtwiese,
die besser als „die Petz“ = „Pfütze“ bekannt ist, talwärts überqueren, um im eher sumpfigen Gelände dem Schlucht-Bach auf einigen hundert Metern rechtsseitig zu folgen.

Abbildung 21: Hier stoßen Krumbach, Königsberg
und Frankenbach zusammen

Bevor sich dieser mit dem von Frankenbach kommenden Bach zum Dünsbergbach vereinigt, verlassen wir die Bachniederung hangwärts, erreichen die Südwestecke der Krumbacher Gemarkung und orientieren uns jetzt am besten an dem aus dem „Grund“ über den „Einzigen Berg“ bergauf führenden Forstweg, bis dieser auf die Straße am Ende der langgezogenen Rechtskurve oberhalb der Isselscheid-Kehre trifft.

Wegen des steil ansteigenden Geländes empfiehlt sich dieser kleine Ausflug auf Frankenbacher Gebiet, zumal der genaue Grenzverlauf durch Verbuschung und nachwachsenden Wald allenfalls noch zu erahnen ist.
Insgesamt wird deutlich: Krumbach besitzt nicht nur einen eigenen Anteil am Dünsberg, sondern seine Gemarkung umfasst nahezu vollständig das Isselscheid, weil der Wald rechts von der Straße nach Frankenbach ganz überwiegend ein Teil der Krumbacher Gemarkung ist.

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